Fortune: Seit wann gibt es die Kulturkarawane? Und wer hatte die Idee dazu?
Toby: Das weiß ich ziemlich genau: Uns gibt es offiziell seit dem 27.5.2013. Die Idee hatten wir zu dritt, das waren meine damaligen Mitbewohner. Wir haben ziemlich viel gemeckert „hier in Trier geht nichts“ oder „das, was wir wollen, gibt’s nicht“. Und dann haben wir gesagt, alles klar: Meckern ist doof, also müssen wir was machen! Und haben dann die Kultur-Karawane gegründet.
Heiko: Wie habt ihr euch kennen gelernt?
Toby: Wir waren alle zusammen Mitbewohner. Das waren Jochen, Aline und ich. Wir haben zusammen in einem Haus gewohnt. So haben wir uns kennen gelernt.
Wie seid ihr als „Kulturkarawane“ bekannt geworden?
Toby: Wir sind bekannt? Cool! Ich denke mal, hauptsächlich durch unsere Events. Wir haben versucht, die ein bisschen anders zu machen. Und zwar so, wie wir uns Events selber auch wünschen, das heißt: Schön bunt und für alle.
Dustin: Warum macht ihr so viel für Trier?
Toby: Weil wir in dieser Stadt wohnen und weil wir den Trierer*innen ganz viel zurückgeben wollen. Trier ist eine superschöne Stadt. Aber es fehlt hier und da manchmal noch was… Kulturelles. Und das wollen wir machen und den Menschen schenken.
Woher nehmt ihr das Geld für eure Aktionen?
Toby: Banküberfälle! (lacht) Nee… das sind hauptsächlich Förderungen. Die müssen wir beantragen, das ist sehr lästig. Zum Glück muss ich das nicht machen. Du musst irgendwo hingehen und sagen „hallo, wir haben das und das Konzept und hätten gerne das und das Geld“. Und dann sagen die, das ist ja ganz schön, aber dafür gibt’s nur die Hälfte und dann musst du gucken, wo du die andere Hälfte herkriegst. Bevor so ein Event stattfinden kann, musst du erstmal ein Dreivierteljahr rumrennen und Kohle sammeln.
Habt ihr Sponsoren?
Toby: Ja, wir haben private Sponsoren. Aber auch das Land Rheinland-Pfalz unterstützt uns und die Stadt Trier. Denn nach der Corona-Pandemie geht es uns Kulturschaffenden immer noch nicht so gut, und die haben es uns ermöglicht, dass es weitergeht.
Ioannis: Verlangt ihr Geld für eure Events?
Toby: Das ist immer unterschiedlich. Seit letztem Jahr mussten wir damit anfangen Geld zu verlangen. Aber wir machen das nach dem solidarischen Prinzip. Das heißt: Wenn du nicht viel Kohle hast, dann musst du auch nicht viel Kohle zahlen. Wenn allerdings dein Geldbeutel ein bisschen praller gefüllt ist, dann darfst du dir gerne auch ein teures Ticket kaufen. Und damit ermöglichst du dem Menschen, der nicht so viel Geld hat, auch zur Veranstaltung zu kommen. Schüler*innen zahlen sowieso nichts.
Benjamin: Warum stellt ihr Klaviere in der Stadt auf? Was wollt ihr damit erreichen?
Toby: Wir haben alle sauviel Spaß an Musik und haben uns gefragt, was denn eine coole Aktion für Trier wäre, an der jeder teilhaben kann. Und da haben wir uns gedacht, wir packen mal ein paar Klaviere zusammen und lassen die von verschiedenen Menschen bunt gestalten und stellen die auf, damit Trier noch ein bisschen bunter und musikalischer wird.
Rafal: Wer hatte die Idee für „Urban Piano“? Und wie seid ihr darauf gekommen, das in Trier zu machen?
Toby: Das ist tatsächlich ein kleines bisschen geklaut… Das gibt es schon in Luxemburg, seit mehreren Jahren. Und auf die sind wir dann auch zugegangen und haben gesagt, dass es doch schade wäre, wenn diese tolle Idee nur dort bliebe. Wir haben gefragt, ob das schlimm für sie wäre, wenn wir das in Trier auch machen würden. Und die haben gesagt, „nein, im Gegenteil, lass uns das doch zusammen machen“. Deshalb gibt es seit diesem Jahr auch einen Austausch mit Klavieren aus Luxemburg.
Dustin: Macht ihr euch auch Sorgen um den Klimawandel?
Toby: Oh ja! Das ist ein ganz wichtiger Grund, warum wir versuchen, bei unseren Events auch so nachhaltig wie möglich unterwegs zu sein. Unsere Deko verwenden wir immer wieder und wenn ein Event doch mehr Strom verbraucht als wir gedacht haben, dann versuchen wir diesen ökologischen Fußabdruck wieder positiv zu hinterlassen indem wir z.B. andere Projekte unterstützen.
Rafal: Hast du Wünsche für die Zukunft?
Toby: Jede Menge, auf jeden Fall! Erstmal, in der jetzigen Zeit, wollen wir vor allem, dass das blöde Corona endlich mal vorbei ist und dass wir einfach wieder normale Veranstaltungen durchführen können. Denn das Blöde ist, dass durch die Pandemie auch viel, viel weniger Leute auf unsere Veranstaltungen gehen. Und das ist ja genau das, was wir nicht wollen. Denn wir wollen ja, dass möglichst viele Menschen daran teilhaben können. Und unser langfristiger Wunsch ist, dass wir immer so weiter machen können wie wir es tun. Und jedes Jahr noch ne Schippe drauflegen können.